• „Die Kunst ist der nächste Nachbar der Wildnis“ Karl Ganser

  • madame specht
    „Die Kunst ist der nächste Nachbar der Wildnis“ Karl Ganser
    Könnt ihr mit diesem Zitat etwas anfangen? Darüber würde ich gerne mit euch diskutieren
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  • Rewa
    Ja, könnte ich mir vorstellen, bloß ich empfinde die Wildnis nicht unbedingt als „wild“, sondern alles was um uns rum wächst, ist Natur, wenn Wildnis damit gemeint ist, also anregend, inspirierend, wenn man so will die Voraussetzung um Kunst zu schaffen . Auch in dem größten Chaos gibt es Gleichmäßigkeit, in jedem Samen ist die Basis für die Pflanze die daraus entstehen wird, also gibt es in der Wildnis alles was die Kunst braucht.
  • Magnus
    Ich musste den Mann erst mal googeln... :) Ist es nicht lediglich die Beobachtung, dass in stillgelegten Industrieanlagen, in die ohne akute Nutzungsinteressen die Natur und eventuell auch eine gewisse Kulturszene Einzug hält?
    Also ich weiß es nicht, aber ich denke Kunst würde sich überall entfalten können, wo sich unvermögende Menschen ihren kreativen Neigungen hingeben können, ohne dass am "Ersten" eine Abbuchung ansteht, die man eventuell nicht leisten kann.
    Von daher würde ich es so formulieren, "Kunst ist der beste Kumpel der Freihelt" ...
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  • Christian
    Hätte ich den Mann nicht gegoogelt, hätte ich Wildnis nicht als einen Ort interpretiert (Kunst ist ja auch kein Ort) sondern als Zustand: Kunst näher am Intuitiven als am totgedachten Rationalen aber eben nur Nachbar der unkontrollierten Wildnis. Da er aber Stadtplaner war... meinte er wohl doch den urbanen Raum. Nur, da er Stadtplaner war, weis ich nicht ob er das Zitat wirklich als Kompliment für die Kunst meinte... oder das genaue Gegenteil.
  • madame specht
    Ich verstehe das Zitat so, dass sich Kunst, so wie "Wildnis (Unkultivierte Natur)" auch, oft den Anschein von Chaos, Unlogik und Zufall erweckt, auf lange Zeit und in einem größeren Zusammenhang betrachtet aber einer schlüssigen Gesetzmäßigkeit folgt.
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  • Paperman
    @
    Wenn überhaupt gegeben, dann bedeutet Kunst für mich (im Idealfall) individuelle Handlungsfreiheit + die kreative Fähigkeit, diese wahrzunehmen, autark umsetzen bzw leben zu können.
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  • Ich verstehe das Zitat nüchtern, Kontext bezogen, da aus dem Kontext herausgerissene Zitate so ihre Tücken haben, besonders zu beobachten in der Politik, aber auch in der Kunst: Das bekannteste davon "Alles ist Kunst".

    Vorweg, die Verwilderung hat sich nach meiner Interpretation durch die Trennung in Ost- und Westberlin ergeben: " Im Jahr 2000 wurde der Natur-Park Südgelände offiziell eröffnet und gehörte zu den weltweiten EXPO-2000-Projekten. Die Wege im Park folgen über weite Strecken dem Gleisbett, Stege und Brücken schonen die Natur. Wegen der ästhetischen Qualität der Natur und manch alter Bahnanlage kommt nicht selten die Frage auf, wo fängt die Kunst an?"
    Kunst fängt da an, wo der Mensch eingreift, "leuchtende Fliegenpilze" sind keine Kunst, sondern Wunder der Natur. Verwilderte Natur, verlassene und verfallene Bauten "Lost Places", in unserem Kontext "Der Naturpark Schönefelder Südgelände" bieten Künstlern Inspirationen und Möglichkeiten diese Bereiche teilweise für sich einzunehmen, eine attraktive Adresse für Ihre Arbeiten.
    Das Thema bietet primär keinen philosophischen Anlass. :-)))
  • Magnus
    @
    Zit:“ Ich verstehe das Zitat so, dass sich Kunst, so wie "Wildnis (Unkultivierte Natur)" auch, oft den Anschein von Chaos, Unlogik und Zufall erweckt, auf lange Zeit und in einem größeren Zusammenhang betrachtet aber einer schlüssigen Gesetzmäßigkeit folgt.“

    Dann diskutieren wir doch diese These :)
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  • Magnus
    @ Wie wäre diese Gesetzmässigkeit zu konkretisieren und welche Belege aus der Kunstgeschichte würdest du, könnte man dafür anführen?
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  • heinrich
    Die Umgebung – im Sinne von sozialen, politischen und wirtschaftlichen Bedingungen – formt die Möglichkeiten und Inhalte künstlerischer Produktion.

    So ungefähr hat Karl Marx mal gesagt.

    Haben die Pflanzen Bewusstsein?
    Ja. Ihr pflanzliches Bewusstsein, metaphorisch gemeint.
    Sie leben in einer Welt der Reaktionen, nicht Reflexionen...
    So auch die manchen Künstler das tun...

    Meine Pflanzen aus anderen Ende der Welt (Neophyten) wissen es genau,
    dass jetzt Frühling ist, und sie blühen auf...
    Sie sch....sen drauf, beachten nicht, dass das Licht und Temperaturen sich ändern.
    Das macht ihre "stille Intelligenz".
    Da könnten die Künstler sich eine Scheibe abschneiden....
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  • madame specht
    @
    Ich bin weder Philosophin noch Kulturwissenschaftlerin.

    Natur bringt immer wieder die vielfältigsten Formen hervor, wobei sich manche durch optimale Anpassung an die vorgegeben Bedingungen auszeichnen, sich zahlreich reproduzieren und dadurch gut überleben können. Sie sind irgendwie Zeitzeugen, die das präsentieren, was während der Dauer ihrer Hoch-Zeit am besten möglich war.

    Andere Teile der Natur, die vorest keine besonders gute Chancen haben, verfügen jedoch über Anlagen, die über ihre Zeit weit hinaus gehen und sich zu einem späteren Zeitpunkt als sehr hilfreich und richtig erweisen. Erst dann werden Teile ihres anfangs nicht so erfolgreichen "inneren Bauplans" positiv zur Geltung kommen.

    Beides, das reagierende und das vorausschauemde Element, sind Teil ein und derselben Natur und ich meine, man kann das auch in der Kunst beobachten.
    Auch in der Kunst gab es Visionen, die ihre Zeit weit überdauert haben und vielleicht erst Jahrhunderte später in ihrer Bedeutung erkannt wurden.
    Natur und Kunst nehmen sich die Freiheit, das zu produzieren, was über vorherrschende Anforderungen und Bedingugen hinaus geht, das vielleicht völlig überflüssig erscheint und für nichts nützlich.
    Eine weitere Parallele: In beiden Bereichen verschwindet auch vieles auf Nimmerwiedersehen, ohne dass es - in der Gesamtheit gesehen - einen Verlust darstellt.

    Just my 2 cents.
    Signature
  • Magnus
    @

    @isnogud
    Ich bin weder Philosophin noch Kulturwissenschaftlerin.
    :) Da haben wir schon etwas gemeinsam ...

    Ich stimme dir bezüglich der verdeckten Eigenschaften im Genom biologisch vollumfänglich zu, gibt es doch jetzt schon Bakterien, die Resistenzgene gegen Antibiotika tragen, die noch gar nicht entwickelt wurden...

    Auf der anderen Seite sehe ich es so...
    Man könnte die Natur und ihre selektierenden Mechanismen in sofern mit denen der Kunst analogisieren, als das auch die Kunst über die weitesten Strecken Bedingungen unterworfen war, etwa wie Auftraggeber, Politik etc, und nur künstlerisches Schaffen zu tage trat, was auch eine Überlebensfähigkeit des Künstlers gewährleistete, wenn man die technischen Aspekte der Darstellung mal außen vor lässt.
    Gegenüber biologischen (genetischen) Systemen liegt die Kraft der Kunst nicht in bereits "geschaffenen" Strukturen (den Genen), sondern in der Kreativität der Spezies Mensch begründet, die im Gegensatz zur Natur keine Mechanismen der Selektion benötigt, um die Spielarten künstlerischen Ausdrucks zu "evoluieren". Es reicht die Freiheit es tun zu dürfen, um dieses Vermögen freizusetzen, die Rezeption, Synthese etc...

    Deshalb halte ich "die Freiheit der Kunst" im Sinne des §5GG für so enorm wichtig.

    Der Kunstbegriff ändert sich mit der Zeit und der fortlaufenden Entwicklung im Kunstgeschehen.

    Signature
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